Die „Solidarische
Landwirtschaft“ oder Solawi: Hier schließen sich Verbraucher*innen d.h. Privathaushalte mit Erzeugern zu einer Wirtschaftsgemeinschaft
zusammen. Mehrere private Haushalte tragen die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebes oder Gemüsegärtnerei-Betriebes, der speziell für diese Verbraucher*innen Gemüse etc. anbaut und
den Ernteertrag auf diese aufteilt. Herstellung, Anbauweise etc. sind voll transparent, ehrlich und nachvollziehbar.
Die Formen der Solawi können dabei sehr unterschiedlich sein: Vom Landwirt, der euch mit Maschinen (Pflügen, eggen, kompostieren) und betrieblicher Infrastruktur beim Gemüseanbau auf
einer Ackerparzelle unterstützt, bis hin zum „Komfortpaket“ mit wöchentlicher Gemüsekiste vor der Haustüre.
Obst– und Gartenbauvereine, Landschaftspflegeverbände, Naturschutzverbände wie Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz in Bayern sind auch
wichtige Anlaufstellen zum Thema Streuobst und Versorgung mit lokalem Obst. Frag nach Möglichkeiten zur fachlichen Beratung. Unterstützung und Mitwirkung (Edelreiser, Bezugsquellen für
alte Obstsorten, Fördermittel, Obstbaumschnitt, lokale Keltereien, Streuobstwiesen und Tauschbörsen) nach Streuobstinitiativen (z.B. wie Apfelgrips), Streuobstallianz Bayreuth „BayernNetzNatur“ oder Mitwirkungsmöglichkeiten (z.B. beim Obstbaumschnitt, Ernten, Apfelsaft pressen).
Mit anderen Obstbaumbesitzer*innen, ob im Verein oder in der Nachbarschaft, könnt ihr Obst tauschen oder für euch ernten, wenn z.B. die Erntemenge die
Verwertungsmöglichkeiten für einen Einzelnen übersteigt. Über diese Kontakte mit Initiativen, Bekannten oder Nachbarn könnt ihr euch lokal mit Obst oder Gemüse versorgen, das
ihr nicht im Garten habt.
Vielleicht ist eure betagte Nachbarin mit großem Garten dankbar für eure Mithilfe im Garten und ihr dürft dafür ein eigenes Hochbeet für Gemüse anlegen oder Obst miternten. Fragt
nach etwas Fallobst und kommt mit einem leckeren Apfelkuchen zum Verhandlungsgespräch vorbei.
Übrigens: Fallobst am Weg aufsammeln oder Obst von einem Obstbaum am Feldweg pflücken ist Diebstahl und nach § 242
StGB strafbar, wird meist mit einer Geldstrafe geahndet. Der Obstbaum und damit die Früchte gehören dem Grundstücksbesitzer. Frag bei dem Besitzer nach,
bevor ihr eine Strafanzeige riskiert oder lasst die Finger davon, wenn euch die Besitzverhältnisse unbekannt sind.
Unter mundraub.org findest ihr eine Karte eingetragener Obstflächen, wo
das Pflücken von Obst erlaubt ist, allerdings auf eigenes Haftungsrisiko, falls der Tippgeber sich nicht richtig informiert hat und der Obstbaum doch in
Privatbesitz ist.
Das Ernten von kleinen Mengen Obst wilder Bäume sowie wilde Beeren, Pilze und Kräuter ist laut Bundesnaturschutzgesetz § 39 III für
den privaten Verbrauch erlaubt.
Das Prinzip von Market gardening stammt aus Frankreich aus dem 19 Jahrhundert. Seit der Buchveröffentlichung „The Market
Gardener“ des Kanadier Jean-Martin Fortier im Jahr 2012 hat dieses Prinzip immer mehr Anhänger gefunden.
„Market gardening“ bedeutet “viel Gemüse auf wenig Raum“. Es ist ein effektiver, meist gewerblicher Gemüseanbau auf kleiner Fläche (1-2 ha
Betriebsfläche) ohne große Maschinen, ohne Bodenbearbeitung wie Pflügen, ohne große Investitionen in Maschinenpark. Es wird meist von Biobetrieben mit 2-4
Angestellten, Solawis oder Individualisten in abgelegenen Regionen praktiziert, ist aber grundsätzlich sehr gut für Menschen, die autark leben und wirtschaften wollen, geeignet. Es
wird nach dem Prinzip der Permakultur gearbeitet. Die Beete sind 0,7m x 10 m groß. Die Bodenfruchtbarkeit wird durch Kompost einer
dicken Mulchschicht und Fruchtwechsel, z.T. mit Bokashi oder Pflanzenkohle (Terra preta) erhalten. Die Pflanzen werden sehr eng gepflanzt und wurzeln tiefer. Schädlinge werden
durch Insektennetze statt Gift abgehalten. Die Arbeitsgeräte (Säen, Topfen, Pflanzen, Ernten) sind äußerst effizient und pfiffig, meist reicht ein Akkuschrauber, um z.B. eine Salaterntemaschine
anzutreiben. So wird die meiste Zeit mit Ernten statt mit Jäten, Bodenbearbeitung oder Schädlingsbekämpfung aufgewendet. Viele dieser Kleinbetriebe vermarkten ihr Gemüse
direkt auf Wochenmärkten, beliefern Gastronomen und Privathaushalte.
Market gardening oder auch Mikrofarming verbindet für die Landwirtschaft Wirtschaftlichkeit mit Nachhaltigkeit (Artenvielfalt, Bodenfruchtbarkeit, geringer
Flächenverbrauch) und umweltfreundliche Bewirtschaftung.
Market gardening ist ein Zukunftsmodell für unsere Landwirtschaft - weg von Wachstumszwang, steigender Pachtpreise, schwindender landwirtschaftlicher Flächen
durch Flächenverbrauch, Bodenzerstörung durch Monokulturen, Erosion und intensiven Pestizid- und Düngemitteleinsatz.