Historische Rezepte

Uromas Spezialrezept – Altbewährtes neu entdeckt

Hier stellen wir euch ein historisches, vegetarisches  Rezept für die Kochkiste aus dem Jahr 1926 vor. Das Essen wird kurz aufgekocht und im heißen Topf in eine gut isolierte Kiste gestellt. Das Essen gart schonend und hält sich stundenlang warm. Obwohl die Kochkiste bereits nach der Jahrhundertwende und v.a. im 1. Weltkrieg modern war, um Holz (Energie) zu sparen, ist sie heute wieder brandaktuell, denn sie spart Zeit, Energie und Geld – sie ist nachhaltig, klimafreundlich und ideal fürs Homeoffice.


Historische Rezepte : Wer erkennt sie?

Vor 100 Jahren gab es keinen Supermarkt um die Ecke, wo man sich schnell mal eindecken konnte.  Zur Jahrhundertwende gab es schon „Weck“- Gläsern, Einkochtöpfe, Dampfentsafter, Kochkisten, obwohl man noch mit Holzfeuer kochte, weder Spülmaschine, Mixer, Thermomix oder Schnellkochtopf hatte.

Um 1900 konservierte auf Vorrat, um gewappnet vor überraschenden Familienfeiern zu sein, später, in Krisenzeiten der Weimarer Republik und der Kriegs- und Nachkriegszeit mehr aus Gründen der Not und des Nahrungsmangels. Selbstversorgung , „Hamstern“, Tauschen waren Strategien, um gewappnet zu sein für die „Schlechte Zeit“. Ab den 1930 ern wurden erstmals Kochbücher und Hauswirtschaftskurse für „einfache Mädchen vom Lande“ angeboten, um diesen eine berufliche Perspektive (als Dienstmagd, Hauswirtschafterin) zu bieten oder sie gezielt in ihre „Hausfrauenrolle am Herd“ zu lenken.

Interessant sind auch heute noch die Methoden (die sich z.T. nicht viel geändert haben), die Rezepte zur Selbstversorgung, die wieder an Aktualität gewinnen, weil sie wieder „in“ werden (Fermentieren, Kochkiste, Wildkräuterrezepte) oder weil sie sich weltweit durchgesetzt haben (z.B. Ketchup) - obwohl sich unsere Gesellschaft, Lebensstile, Herausforderungen und Politik in dieser Spanne stark verändert haben.

 

Guter Geschmack und kulinarische Kreativität sind eben zeitlos!


Tomaten Catsup

Unter Catsup versteht man eine dickflüssige Sauce, welche als Beigabe zum Fleisch gegessen wird. Tomatencatsup ist eine in England durchaus gebräuchliche Verwendungsart für Tomaten. In Deutschland ist dieselbe noch fast unbekannt.

Die Bereitung ist eine verschiedene. Die einfachste ist folgende: Vollständig reife Tomaten werden, nachdem sie sauber abgewischt sind, in Stücke geschnitten und in einem geeigneten Kochtopf aufs Feuer gesetzt. Wenn vollständig zu Brei geworden, wird der Brei durch ein Haarsieb gestrichen, damit die Kerne und unverkochten Schalen . Das gewonnene Mark wird nun gewogen. Auf 1 kg desselben nimmt man ¾ Liter feinsten Weinessig, einen Teelöffel gemahlenen Piment, einen Eßlöffel Salz, einen Teelöffel gemahlene Gewürznelken und eine halbe geriebene Muskatnuß. Alles wird gut durcheinander gerührt, nochmals aufs Feuer gesetzt und unter fleißigem Umrühren 60 Minuten gekocht. Abgekocht wird es dann in möglichst kleine Gläser getan (vorzüglich eignen sich hierzu auch die kleinsten Saftflaschen)  und in denselben 40 Minuten bei 100° sterilisiert.

Hochfein zu Ragouts, Kotelettes und Bratensaucen.

 

Aus J. Weck "Koche auf Vorrat", Band 1, 1905

Bayerischer Topf

Zutaten:

1 kleiner Kopf Weißkraut

Salzwasser

1 Pfund gelbe Rüben

Pfund Kartoffeln

60 gr Fett

1 Zwiebel, Kümmel, Salz

¼ l Gemüsewasser

30 gr Mehl

Zubereitung:

Kraut putzen, vierteln, in kochendem Salzwasser halb weich kochen. Rüben waschen, putzen, in Schieben schneiden, Kartoffeln in Würfel, Fett erhitzen, lagenweise Krautblätter, Rüben und Kartoffeln, Kümmel, fein geschnittene Zwiebel und Salz inzwischen einlegen, ¼ Liter Gemüsewasser zugeben, fertig kochen. Aus Mehl und Gemüsewasser Teiglein anrühren, ¼ Stunde vor Garzeit zugeben und gut mitkochen lassen, abschmecken.


Kartäuserklösse

Zutaten:

8-10 alte Semmeln

1-2 Eier

10g Zucker

½ l  Milch

Zitronenschale

1 Ei oder Eireste

Semmelbröseln

Zucker, Zimt

1 /4 l heißen Wein oder Most

Ausbackfett

Zubereitung:

Die abgeriebenen, harten Semmeln halbieren, in einer Flüssigkeit aus Milch, Eier, Zucker und geriebener Zitronenschale kurz einweichen, in Ei und Semmelbröseln wenden, schwimmend im Fett oder auf der Stielpfanne backen, in Zucker und Zimt gemischt wälzen.

Dazu heißen Wein reichen oder die Klöße mit heißen Wein begießen (ich verwende am liebsten eine Weinschaumsoße aus Eischnee, Wein, Zimt und Zucker), dann nennt man sie versoffene Jungfern.

 

Rezept von 1927 , Kochbuch des Bayerischen Vereins für Wirtschaftliche Frauen- Schulen auf dem Lande