Klima(un)gerechtigkeit

Was der Begriff bedeutet und wie unser Leben als Familie eine klimagerechte Welt beeinflusst

Was bedeutet Gerechtigkeit für uns?

Bei dem Begriff Gerechtigkeit denken wir meist an eine vorhandene oder fehlende Gleichbehandlung von Personen innerhalb eines ungerechten Systems. Oft verbinden wir damit auch ein Gericht oder eine andere Instanz, die für die Herstellung der Gerechtigkeit durch eine Strafe oder eine andere Maßnahme zuständig ist. Vor dem Gericht sollen alle Menschen nach den gleichen Maßstäben behandelt werden, doch im Alltag entdecken wir nur zu oft Ungerechtigkeiten. Dabei geht es meist um finanzielle oder rechtliche Aspekte, aber auch persönliche Interessen spielen in unserem Gerechtigkeitsempfinden eine Rolle.

Dabei stößt es uns sauer auf, wenn Personen oder Konzerne Steuern hinterziehen, wir aber einen nicht geringen Anteil unseres Lohns versteuern müssen und auf Produkte des täglichen Gebrauchs Mehrwertsteuer zahlen. Wir stören uns daran, wenn in der Schule Lehrerinnen bestimmte Schülerinnen aus Gründen der Sympathie bevorzugt behandeln. Wie kann es sein, dass in einem entwickelten Land wie Deutschland nicht alle Menschen den gleichen Zugang zu Bildung haben? Warum verschärft eine Pandemie wie Corona die Ungleichbehandlung zwischen Frau und Mann?

Das sind nur einige Beispiele für Fragen der Ungerechtigkeit. Doch welche Rolle spielen Gerechtigkeitsaspekte in der Klimadebatte? Wie trägt mein eigenes Verhalten möglicherweise zu einer Ungerechtigkeit bei? Was kann ich dagegen unternehmen? 


Die Klimakrise und das Ungleichgewicht zwischen Verursachern und Leidtragenden

Zu Beginn steht die Frage: was ist ungerecht am Klimawandel? Dafür müssen wir uns zuerst die Struktur der Verursacher des Klimawandels anschauen. Einfach gesagt entsteht Klimawandel durch einen erhöhten Ausstoß an Treibhausgasen, der zum überwiegenden Anteil aus menschengemachten Prozessen resultiert, die dann in der Atmosphäre zu einer Erhitzung der globalen Temperatur führen. Dazu zählen die Verbrennung fossiler Treibstoffe für Verkehr und Energiegewinnung, aber auch die Emissionen aus Tierhaltung sowie Landnutzungsänderung sowie die Produktion von Konsumgütern, um hier die großen Bereiche zu nennen. Hierbei fällt besonders der Unterschied zwischen Arm und Reich auf. Der reiche Teil der Bevölkerung emittiert den Großteil der Gase, wohingegen die Menschen im globalen Süden die Auswirkungen stärker zu spüren bekommen wird. In der Studie CONFRONTING CARBON INEQUALITY1, die von Oxfam beauftragt wurde, wird ersichtlich, dass ärmsten 50% der Weltbevölkerung für nur 7% der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, wohingegen die reichsten 10% 52% verursachen. Ist das gerecht?


Doch nicht nur die Verursacherseite zeigt eine Diskrepanz zwischen den Armen und den Reichen der Welt. Wenn es um die Auswirkungen geht, eröffnet sich ein ähnliches Bild. So sind arme Gemeinschaften überall auf der Welt einem stärkeren Risiko ausgesetzt, da sie nicht über die ausreichenden Mittel verfügen, sich vor den ökonomischen und gesundheitlichen Folgen des Klimawandels zu schützen oder sich ihnen anzupassen. Konkret bedeutet das zum Beispiel, dass Menschen durch den Klimawandel über geringere Ressourcen verfügen, ihre Lebensgrundlagen zu erwirtschaften, da in der Landwirtschaft Wasser oder Saatgut für hitzeresistente Pflanzen fehlen oder Extremeffekte wie Dürren die Lebensmittelversorgung erheblich stören. Auf diese Weise könnte der Klimawandel auch für Hungerkatastrophen oder einer permanenten Mangelernährung und weiten Teilen des globalen Südens führen. Darüber hinaus besitzen arme Bevölkerungsschichten oft über weniger Mittel zum Wiederaufbau nach klimabedingten Naturkatastrophen verfügen.

Der Klimawandel führt außerdem zu einem Anstieg der vektorübertragenen Infektionskrankheiten wie Malaria oder Dengue-Fieber, zu deren Prophylaxe oder Behandlung ärmere Bevölkerungsanteile schlechteren Zugang haben. Zusätzlich hat der Klimawandel auch Auswirkungen auf die globale Sicherheit und Migrationsbewegungen. Die oben genannten Aspekte, die oft lokal noch durch steigende Meeresspiegel oder Desertifikation verstärkt werden, führen dazu, dass Menschen entweder in ihren Heimatländern in größere Städte migrieren oder sich auf die Reise nach Europa machen. Der Klimawandel wird im 21. Jahrhundert zu einem immer stärkeren Treiber für Flucht in vielen Ländern in Subsahara-Afrika und Asian. Europa dahingegen wehrt sich vehement gegen die Aufnahme von mehr Geflüchteten durch einen verstärkten Einsatz der Grenzschützer im Mittelmeer. Und auch hier müssen wir uns fragen: ist es gerecht, dass wir im globalen Norden durch unseren Lebenswandel die Grundlagen der Existenzen der Menschen im globalen Süden vernichten? Sollten wir sie dann nicht zumindest bei uns willkommen heißen?  


Die Klimakrise verstärkt bestehende Ungerechtigkeiten

Doch nicht nur die Verursacherseite zeigt eine Diskrepanz zwischen den Armen und den Reichen der Welt. Wenn es um die Auswirkungen geht, eröffnet sich ein ähnliches Bild. So sind arme Gemeinschaften überall auf der Welt einem stärkeren Risiko ausgesetzt, da sie nicht über die ausreichenden Mittel verfügen, sich vor den ökonomischen und gesundheitlichen Folgen des Klimawandels zu schützen oder sich ihnen anzupassen. Konkret bedeutet das zum Beispiel, dass Menschen durch den Klimawandel über geringere Ressourcen verfügen, ihre Lebensgrundlagen zu erwirtschaften, da in der Landwirtschaft Wasser oder Saatgut für hitzeresistente Pflanzen fehlen oder Extremeffekte wie Dürren die Lebensmittelversorgung erheblich stören. Auf diese Weise könnte der Klimawandel auch für Hungerkatastrophen oder einer permanenten Mangelernährung und weiten Teilen des globalen Südens führen. Darüber hinaus besitzen arme Bevölkerungsschichten oft über weniger Mittel zum Wiederaufbau nach klimabedingten Naturkatastrophen verfügen. 

Doch nicht nur Arm und Reich sind verschieden stark vom Klimawandel betroffen. Auch zwischen Männern und Frauen gibt es deutliche Unterschiede. Besonders in Afrika und Asien besteht die Gefahr, dass der Klimawandel die bestehende Ungerechtigkeit in den Geschlechterrollen verstärkt. Dort sind es oft die Frauen, die von den natürlichen Ressourcen wie Wasser oder fruchtbarem Boden abhängig sind und von der Subsistenzwirtschaft leben. Seltener als Männer haben sie ein unabhängiges Einkommen. Zerstört oder verschlechtert der Klimawandel die Lebensbedingungen vor Ort, leiden überproportional oft Frauen unter den Auswirkungen. Sie müssen dann beispielsweise weitere Wege zu Wasserquellen zurücklegen, erwirtschaften durch ihre körperliche Arbeit nur noch geringere Erträge oder finden weniger Holz als Brennmaterial für den Herd. Außerdem sind sie laut Studien stärker von Naturkatastrophen betroffen als Männer.  

Was können wir tun?

Betrachtet man das Konzept der Klimagerechtigkeit, erkennt man, dass vor allem der globale Süden und Menschen benachteiligt werden, die oftmals bereits aus anderen Gründen diskriminiert sind, betroffen sind. Doch was hat Klimagerechtigkeit mit uns in Bayern zu tun? Vergleichen wir unsere Lagen mit Frauen des globalen Südens, erscheint es im ersten Moment zynisch zu behaupten, wir wären von Klimaungerechtigkeit betroffen, tragen wir im reichen Deutschland doch zu einem großen Teil der Emissionen bei. Unser Beitrag zu einer klimagerechten Zukunft liegt logischerweise eher auf der Verursacherseite. 

Damit ihr euer Leben als Familie klimagerechter gestalten könnt und somit an der Bekämpfung globaler Ungerechtigkeit mitarbeiten könnt, wollen wir euch im kommenden Monat Wissen zur Klimagerechtigkeit vermitteln, aber auch praktische Tipps an die Hand geben, wie ihr Euch für mehr Klimagerechtigkeit im Alltag einsetzen könnt.  

Wir hoffen, ihr seid dabei!