Perspektivwechsel Klimabudget: Was kann ich mir erlauben?

Deutschland liegt im internationalen Vergleich des Pro-Kopf-Ausstoß von CO2 auf Platz 28 von 182. Besonders erfreulich ist das nicht, auch wenn wir immerhin nicht unter den Top 10 gelandet sind. Jeder Deutsche und jede Deutsche produziert jährlich knapp 9 Tonnen CO2 – je nach Berechnungsmethode sogar bis zu 11 Tonnen.

Der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung hat berechnet, dass ein CO2-Budget von 2,7 Tonnen pro Kopf verbliebe, wenn wir bis 2050 das 2°C-Ziel des Pariser Klimaabkommens erreichen wollen. Insgesamt liegen 87 Länder in ihrem Durchschnitt über diesem Wert.

Für ärmere Länder des globalen Südens kann der Wert eine mögliche Steigerung der Emission zum Ziele der wirtschaftlichen Entwicklung bedeuten. Für fast alle Länder des globalen Nordens heißt das aber eine strikte Einschränkung. Bis auf Albanien liegt kein europäisches Land unterhalb des Budgets von 2,7 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr. Doch natürlich sind diese Länder nicht freiwillig so weit „unten“ im Ranking. Dies liegt vor allem an der Armut, der fehlenden Infrastruktur sowie der wirtschaftlichen Entwicklung dieser Länder, die immer mit einem Ressourcenverbrauch einhergeht. Auch vorbildliche Europäische Länder beim Klimaschutz wie die Schweiz oder Schweden liegen knapp über dem Mittelwert von 4,37 Tonnen. Also auch mehr als 1,5 -Fache als die maximal Pro-Kopf Menge.

Doch was würde eine so drastische Einschränkung für uns bedeuten? Nehmen wir einmal an, wir müssten unser westliches Konsumverhalten mit dem CO2-Budgets einer Person auf Jamaika (2,74 T) kombinieren. Wenn wir das CO2-Budget als leeren Warenkorb betrachten, den wir jedes Jahr mit Konsum, Energiebedarf und Mobilität füllen, können wir einige Beispielrechnungen aufstellen.

  • Heizen mit Heizöl und konventionellem Strom: 3.2 t*

Damit hätten wir das Budget schon überschritten. Also, schnell den Stromanbieter wechseln!

Versuchen wir es nochmal, unter der Voraussetzung, dass durch den Strom – und Gasverbrauch keine Emissionen mehr entstehen.

  • Ernährung: der durchschnittliche deutsche CO2-Außsstoß der Ernährung liegt bei 2 Tonnen pro Kopf und Jahr. [2]

Auch hier merkt ihr: es wird schnell eng. Viel ist nicht mehr drin im Budget. Aber wir könne doch nicht auf die Ernährung verzichten? Nein, das können wir natürlich nicht. Aber wir können den Ausstoß auch hier drastisch senken. Eine vegane Ernährung könnte die Treibhauseffekte bereits um knapp 69 Prozent reduzieren (siehe Grafik). Dann schaut es doch gar nicht mehr so schlecht aus.

Grafik: WWF
Grafik: WWF

  • Konsum: 40 Prozent unserer gesamten Emissionen stammen aus dem Konsum. In Zahlen etwa 4,5 Tonnen pro Jahr.

Damit übersteigen wir das Budget um das 1,7-fache, alleine mit Konsum. Doch gibt es überhaupt nachhaltigen Konsum? Sehr wohl: ihr könnt bei Second-Hand Läden einkaufen, eure kaputten Sachen ins Repair Café bringen oder bei Ebay-Kleinanzeigen gebrauchtes kaufen und verkaufen. So drosselt ihr eure Konsum-Emissionen bestimmt auf ein Minimales.

  • Fernreisen: Mal schnell nach New York zum Shopping? Sorry, Fehlanzeige! Mit einem Überseeflug, wie beispielsweise von München nach New York, verpulvert man bereits 2,1 Tonnen CO2. Damit hätte man für alles andere wie Essen, Wohnen und Konsum nur noch 600 kg CO2 zur Verfügung.

 

Diese Berechnungen sind natürlich nur exemplarisch. Aber wir wollen euch ein Gefühl dafür geben, auf welch großem Fuß wir in Deutschland unterwegs sind. Ob mit unserem Lebenswandel die 2,7 Grad machbar sind bleibt fraglich. Da von der großen Politik so schnell leider nicht viel zu erwarten ist, liegt es größtenteils an Euch, zu entscheiden, ob ihr die Schere zwischen Nord und Süd, zwischen Arm und Reich durch euer Verhalten etwas kleiner machen wollt. Es geht ganz einfach.


* Berechnet nach: www.co2.myclimate.org