Wenn es um den Beitrag zum Klimaschutz eines jeden einzelnen von uns geht, steht oft der Konsum nachhaltiger Produkte an erster Stelle. Mit diesem Beitrag möchten wir Naturschwärmer dazu anregen,
mit dem Klimaschutz in der Schule, genauer gesagt im Schulranzen, zu beginnen. Denn erfahrungsgemäß ist die eigene Schultasche selbst für klimaschutzbegeisterte Schüler*innen nur ein Umweltthema
am Rande. Dementsprechend groß ist der Handlungsbedarf, weg von energie-intensiv erzeugten Plastikartikeln und weißem Frischfaser-Papier, hin zu nachhaltigen und langlebigen Schulmaterialien, die
Umwelt und Klima schonen. Genau zu diesem Thema erschien im Rahmen der Auszeichnung "Umweltschule in Europa" vor einiger Zeit ein Aktionsleitfaden mit vielen tollen Hintergrundinfos und Ideen von
Schüler*innen für Schüler*innen. Einige Beispiele stellen wir euch nun vor.
Den gesamten Aktionsleitfaden könnt ihr euch außerdem hier herunterladen.
Federmäppchen und Co.
Handelsübliche Federmäppchen bestehen meist aus Polyester. Auch dieser Kunststoff wird aus Erdöl hergestellt. Zudem ist Polyester, wie die meisten Kunststoffe, nicht biologisch abbaubar. Es
bleibt also lange bestehen. Durch Abrieb oder beim Waschen entstehen winzige Plastikfaserteilchen, die als Mikroplastik in das Abwasser gelangen. Kläranlagen können die winzigen Partikel nicht
herausfiltern. Sie verbleiben im Klärschlamm und landen als Düngung auf den Feldern. Über das Grundwasser und die Nahrungskette kommen die Plastikteilchen auch in unser Essen. Die Folgen für die
Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen sind noch nicht erforscht.
Es geht aber auch anders: Klimafreundliche Hefte werden aus Altpapier hergestellt. Das schont die Wälder, denn dafür werden keine Bäume gefällt. Bis zu siebenmal kann eine Papierfaser recycelt
werden, bevor sie verbraucht ist. Recyclingpapier spart gegenüber Papier aus frischen Fasern 60 % Energie und sogar 70 % Wasser ein. Eine Tonne Recyclingpapier spart die Menge an CO2 ein, die ein
durchschnittliches Auto auf rund 1.000 km ausstößt. Vorteile in der Ökobilanz hat Recycling-Papier auch bei der Giftigkeit für die Umwelt und den Menschen, sowie durch kürzere Transportwege
zwischen Sammelstelle und Recyclingwerk. Auch ist es umweltverträglicher, Altpapier zu recyceln als Altpapier zur Energiegewinnung zu verbrennen.
IDEE: DIY-Mäppchen aus Fahrradschlauch und Tetrapack
Welche klima- und umweltfreundlichen Alternativen gibt es? Da wären zum Beispiels Stoffreste, leere Getränkekartons, alte Fahrradschläuche oder ausgediente Schulbücher! Mäppchen mit Kordel- oder
Knopfverschluss sind einfach in der Herstellung. Wer keine Nähmaschine zur Verfügung hat, kann sich mit einer Lochzange behelfen.
Nr. 1: Mäppchen aus einem alten Fahrradschlauch gefertigt
Nr. 2: Aus Tetrapaks lassen sich wasserabweisende Etuis herstellen
Hausaufgabe: Klimaschutz
Hausaufgabenhefte, Schulhefte, Grammatik- und Vokalbelhefte – ein Blick in die Schultasche zeigt: Hefte sind eines der wichtigsten Arbeitsmaterialen im Schulalltag. Hinzu kommen Notiz-, Zeichen-
und Malblöcke, Heftumschläge, Arbeitsblätter, Mappen und Ordner. Allen gemeinsam ist: sie bestehen aus Papier. In Deutschland verbraucht jeder Mensch durchschnittlich 250 kg Papier, Pappe und
Karton pro Jahr. Dies entspricht einem deutschen Gesamtverbrauch von 20 Millionen Tonnen pro Jahr. Das ist mehr, als die Menschen in Afrika und Südamerika zusammen verbrauchen. Würde man diese
Papiermenge stapeln, entstände ein Turm von 520.000 km Höhe, der bis zum Mond und darüber hinaus reichen würde.
IDEE: Das Möhrchenheft - das nachhaltige Hausaufgabenheft
Das Möhrchenheft widmet sich auf zehn Inhaltsseiten den Themen Klima, Biologische Vielfalt und Fairer Handel sowie als Zusammenfassung Nachhaltigkeit, Klima und Fairer Handel. Das Heft verfügt,
wie alle Hausaufgabenhefte, über Stundenpläne, Inhaltsverzeichnis, Notenspiegel und Kalendarium. Darüber hinaus hält das Heft als Beilage einen Erntekalender bereit. Um die Inhalte der
Themenseiten vor Ort erlebbar zu machen, gibt es aktuelle Tipps zu Veranstaltungen und Aktiven in der Region. Diese werden jährlich neu recherchiert, sodass die Neuauflage des Möhrchenheftes
stets aktuell ist. Das Heft wird von vielen Pädagoginnen und Pädagogen bundesweit fächerübergreifend und als Anregung zum aktiven Lernen genutzt. Dabei ist es natürlich klimaneutral in
Deutschland produziert und mit Naturfarben auf Recycling-Papier gedruckt.
Eine Pause für den Klimawandel
In der Schule findet die Verpflegung durch mitgebrachte Brotzeit, den Einkauf an einem Pausenkiosk oder Snack-Automaten, oder in der Mensa statt. Kinder und Jugendliche sind am Konsum von
Nahrungsmitteln also auf vielfältige Weise beteiligt. Nahrungsmittel, ihre Herstellung und ihr Weg zum Verbraucher sind aber vielfältig und die Zusammenhänge komplex. Für die Bewertung ihrer
Klimabilanz müssen viele Annahmen getroffen werden. Die Ergebnisse entsprechender Studien sind teilweise unterschiedlich und kaum vergleichbar. Einige Grundaussagen können jedoch getroffen
werden:
Pflanzliche Lebensmittel verursachen weniger schädliche Treibhausgase als Lebensmittel mit tierischem Ursprung. Neben den Emissionen durch die Verdauung der
Tiere, sowie durch Mist und Gülle, muss der Anbau von Futtermitteln bei tierischen Produkten hinzugerechnet werden.
Regionale Produkte sind klimafreundlicher. Transporte, die innerhalb von Deutschland in der Regel mit dem LKW stattfinden, verursachen weniger Emissionen als
Nahrungsmittel, die aus Übersee kommen. Extrem hohe Emissionen fallen bei Transporten mit dem Flugzeug an. Sie können pro Kilogramm Lebensmittel 170-mal so hoch sein wie bei einem Transport per
Schiff.
Frische Nahrungsmittel sind klimafreundlicher als verarbeitete Produkte. Knapp die Hälfte der Treibhausgasemissionen durch Ernährung entsteht bei der
Weiterverarbeitung, Lagerung und Zubereitung. Tiefgekühltes Gemüse und Konserven sind im Vergleich zu frischer Ware rund zwei- bis dreimal so CO2-intensiv. Pommes Frites aus der Kühltruhe
verursacht sogar fast 30-mal so viel CO2 pro Kilo wie frische Kartoffeln.
Produkte aus ökologischem Anbau verursachen insgesamt weniger Treibhausgasemissionen als Produkte aus konventionellem Anbau. Ein Kilogramm Rindfleisch lässt im
konventionellen Anbau 13.000 g CO2 entstehen, im Bio-Anbau 11.000 g.
Unverpackte Lebensmittel schonen das Klima. Die Produktion von Papier- und Plastikverpackungen verbraucht wertvolle Ressourcen und viel Energie. Dabei wird viel
CO2 in die Atmosphäre entlassen. Weitere Treibhausgasemissionen entstehen bei der Beseitigung des Verpackungsmülls. Denn auch in Deutschland wird das meiste Plastik verbrannt. Wer
Mehrwegverpackungen (Glasflaschen) bevorzugt oder mit Stoffbeuteln einkauft, trägt dazu bei, Ressourcen und Energie einzusparen.
IDEE:
Auch die Verpackung der täglichen Brotzeit beeinflusst das Klima. Während für klimafreundliche Lebensmittel noch relativ einfach Empfehlungen gegeben werden können, ist die Wahl des richtigen
Verpackungsmaterials deutlich schwieriger. In Kunststoff- oder Edelstahl-Dosen lässt sich die Brotzeit bestens transportieren. Doch neusten Studien zufolge belastet der tägliche Waschgang der
Brotbox in einer modernen Spülmaschine das Klima mit rund 25 g CO2. Eine Verpackung aus Butterbrotpapier schlägt mit nur einem Gramm CO2 zu Buche. Wickelt man den Imbiss in Frischhaltefolie,
belastet man die Umwelt mit ca. zwei Gramm CO2 pro Pausenbrot. Wegweisende Empfehlungen zu geben, fällt hier also nicht leicht.
Unsere Idee ist das Bienenwachstuch, das sowohl in der Herstellung als auch bei der Reinigung CO2-sparsam ist. Es kann selbst gemacht werden, lässt sich einfach mit einem feuchten Tuch abwaschen
und ist somit auch wieder verwendbar.
Eine Anleitung für selbstgemachte Wachstücher:
Selbsthergestellte Bienenwachstücher sind eine ökologische Alternative zu Plastik- oder Aluminium-Folie. Sie haben in puncto Klimafreundlichkeit die Nase vorne, wenn sie aus recycelten
Stoffresten und dem natürlichen Rohstoff Bienenwachs vom Bio-Imker aus der Region bestehen. Die Reinigung der Tücher mit kaltem Wasser belasten das Klima kaum. Am einfachsten lassen sich die
Tücher mit Hilfe eines Backofens herstellen. Hierfür werden Baumwoll- oder Leinenstoffreste in ca. 30 x 30 cm große Stücke geschnittenen. Besonders schön sieht es aus, wenn dazu eine Zackenschere
verwendet wird. Die Stoffstücke werden nebeneinander auf ein altes Backblech gelegt. Damit die Tücher geschmeidiger werden, ist ein wenig Öl hilfreich. Dafür tröpfelt man ca. alle 3 - 5 cm etwas
Sonnenblumen-Öl auf die Tücher. Dann verteilt man gleichmäßig ca. 15 g Bienenwachsstückchen auf jedes Tuch. Das Blech gibt man bei 80°C in den Ofen, bis das Wachs geschmolzen ist. Das dauert rund
10 Minuten, wenn der Ofen vorher kalt war. Sobald sich das Wachs komplett aufgelöst hat, werden die Tücher herausgenommen und einige Male durch die Luft geschwenkt. Dadurch verteilt sich das
Wachs noch besser. Das fertige Tuch sollte nicht zu steif aber auch nicht zu weich sein, damit es in Form bleibt, wenn es um einen Gegenstand gewickelt wird. Falls nötig, korrigiert man die
Wachsverteilung mit einem Bügeleisen. Dazu legt man das Tuch zwischen zwei Blätter Backpapier und bügelt die betreffende Stelle vorsichtig bei geringer Hitze nach.
Klimaneutraler Schulranzen und Rucksack
Der wichtigste Gegenstand für angehende Erstklässler*innen ist neben der Schultüte der Schulranzen oder Rucksack. Eltern sollten auf Verkehrssicherheit und Ergonomie der Schultasche achten. Für
Kinder ist die Optik meistens wichtiger. Je älter die Schülerinnen und Schüler werden, desto mehr avanciert die Schultasche vom Gebrauchsgegenstand zum Modeartikel und Statussymbol.
Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit spielen dabei selten eine Rolle. Dabei gibt es inzwischen sogar Schulrucksäcke, die zu 100 % aus recycelten PET-Flaschen oder Merinowolle bestehen. Eine
lange Tradition haben Schultaschen aus Leder. Diese gibt es nun auch in Bio-Qualität!
IDEE: Schultaschen aus natürlichen und nachwachsenden Rohstoffen
Schulranzen aus recycelten PET- Flaschen von ergobag: