Spätestens zum Nikolaus am Sonntag steht er wieder bei vielen zuhause, neben Walnüssen und Mandarinen im Schuh oder Stiefel: Der Schoko-Nikolaus. Im Jahr 2019 produzierte die deutsche
Süßwarenindustrie rund 151 Millionen Schokoladen-Weihnachtsmänner und -Nikoläuse. Eine erstaunliche Menge für deren Herstellung es natürlich auch mehre Tonnen an Kakao bedarf. Woher kommt der
Kakao überhaupt und warum hat unser süßer Schokonikolaus einen bitteren Beigeschmack?
Woher kommt die Kakaobohne?
Der Kakaobaum mag es warm und ist in Ländern nördlich und südlich nahe des Äquators heimisch: In den tropischen Gebieten von Mittel- und Südamerika, an der Elfenbeinküste und anderen Ländern
Westafrikas und in Südostasien, z. B. in Indonesien, wo er nie Temperaturen unter 18 Grad, meist sogar um 30 Grad Celsius ausgesetzt ist, fühlt er sich am wohlsten. Auch eine hohe
Luftfeuchtigkeit und Niederschlagsmengen sagen der Pflanze zu.
Kakaogebiete = Armutsländer?
So einfach ist die Gleichung nicht zu setzen. Tatsache ist jedoch, dass gerade in den tropischen Ländern, in denen der Kakao besonders gut wächst, die Mehrheit der Bevölkerung im
landwirtschaftlichen Sektor tätig ist und an europäischen Maßstäben gemessen oft in Armut lebt. Die ansässigen Bauern erzeugen landwirtschaftliche Produkte, die sie an die „reichen Länder“
nördlich des Äquators verkaufen können, z.B. Kaffee, Bananen oder auch Kakao. Solche Produkte nennt man "cash-crops". Die Nachfrage nach solchen „cash-crops“ ist hoch. Vor allem Deutschland ist
anscheinend ein Land der Schokoladenliebhaber: Im Jahr 2018 verzeichnete die BRD einen Netto-Import von fast 460.000 Tonnen Kakao zu einem Wert von rund 973 Millionen Euro. Deutschland ist damit
einer der größten Importeure von Rohkakao weltweit. Gleichzeitig ist Deutschland auch einer der größten Exporteure von Schokoladenprodukten weltweit.
Bitterer Kakao
Etwa 58 Prozent des importierten Kakaos wurden allein von der westafrikanischen Elfenbeinküste bezogen. Hier und im Staat Ghana arbeiten schätzungsweise 2,2 Millionen Kinder auf Kakaoplantagen.
Illegal, unterbezahlt und teilweise unter menschenunwürdigen und gefährlichen Bedingungen. Dass Kindersklaven unseren Kakao ernten, ist schon länger bekannt und deshalb wollte man Anfang der
2000er Jahre der Ausbeutung entgegenwirken. Ohne Erfolg wie sich jetzt in der neuesten Untersuchung der Universität Chicago zu dieser Misere zeigt: Im Entwurf der jüngsten, noch
unveröffentlichten Studie aus diesem Jahr heißt es, 2,26 Millionen Kinder würden derzeit auf den Plantagen in Ghana und der Elfenbeinküste arbeiten. Fast zwei Millionen davon demnach unter
besonderen Gefahren. Das ist ein Anstieg von 30 auf 41 Prozent der Kinder innerhalb von zehn Jahren (bis 2019). Ziel war es vor fast 20 Jahren 70 Prozent weniger Kinderarbeit bis 2015 zu
erreichen.
Ursachen
Kinder werden oft niedrig oder gar nicht für ihre Arbeit auf den Plantagen bezahlt. Bauern sind auf den Einsatz von Kindern angewiesen, da sie sich keine vollbezahlten Arbeitskräfte leisten
können. Dies hängt mit dem extremen Preisverfall von Kakao zusammen, der seit Jahren zu beobachten ist. Ein Bauer in der Region müsste heute mindestens das Doppelte verdienen, um seine Existenz
zu sichern. Es besteht ein nachweisbarer, direkter Zusammenhang zwischen Preis und Kinderarbeit Kakao-Sektor.
Preiskampf der Abnehmer
Für die 30 Gramm Kakao, die man in der Herstellung für eine Standard-Schokolade braucht, zahle man etwa sieben Cent. Der Preis für die Tafel sagt am Ende nichts darüber aus, ob Kinderarbeit
stattfand. Der Wert steigert sich nämlich über die Weiterverarbeitung. Das heißt aber auch: Ein paar Cent mehr könnte die Existenz der Bauern sichern - ohne dass wir Verbraucher es richtig
spüren würden.
Die Rolle von Zertifizierungen und Fair Trade
"Es gibt Anzeichen, dass die Lage dort, wo die Industrie mit ihren Programmen und Zertifizierungen unterwegs ist, besser ist als anderswo," meint Torben Erbrath vom Bundesverband der Deutschen
Süßwarenindustrie.
Wo Familien mit Rat, Tat und möglichst auch Geld geholfen wird, gehe die Zahl der Kinderarbeiter zurück. Allerdings, sagen Kritiker, habe die Industrie verglichen mit ihren
Milliarden-Umsätzen bislang nur bescheidene Summen gezahlt, um die Lage für die Bauern zu stabilisieren.
Eure Rolle
Umso wichtiger ist es also, als Verbraucher die Hersteller zu unterstützen, die sich gegen Kinderarbeit und für eine faire Bezahlung aller Beteiligter entlang der Wertschöpfungskette
einsetzen.
Wir möchten euch ermuntern dieses Jahr nach einem fairen-Schoko-Nikolaus Ausschau zu halten. Woran man diesen erkennt? Im Folgenden findet ihr die wichtigsten Fairtrade-Siegel im Zusammenhang mit
Kakaoernte und Produktion.