Wer hat denn da geknabbert?

Fraßspuren an Nüssen oder Baumzapfen

Gerade im Winter schätzen die Tiere (Insekten, Säugetiere, Vögel) energiereiches Futter wie Nüsse (z.B. Haselnüsse oder Walnüsse). Auch Baumsamen wie Bucheckern, Eicheln, Fichtensamen oder Kiefernsamen, die im Herbst vom Baum fallen und den Winter über unter der Schneedecke liegen, werden von Vögeln und anderen Waldbewohnern sehr geschätzt. Du kannst in deinem Garten oder im Wald / Park an Fichte, Kiefern, Haselnuss, Walnuss leicht angeknabberte Baum-/Strauchsamen finden und herausfinden, welches Tier hier am Werk war. 

Fraßspuren an Nüssen 

 

Baum– und Strauchfrüchte sind bei Insekten, Vögeln und Säugetieren im Winter sehr begehrt, da sie energiereich sind – das kennen wir Menschen auch von der Haselnuss oder Walnuss. Du kannst bei einem Spaziergang im Garten, Wald oder Park leicht Fraßspuren finden. Suche dazu den Boden unter einer Fichte, Kiefer, einem Haselnussstrauch, einem Walnussbaum oder einer Eiche nach angeknabberten Baumfrüchten ab – du wirst schnell fündig werden! 

Ihr erkennt an der Technik, wie das Innere der Nuss oder des Baumsamens freigelegt wurde, welches Tier am Werk war: 

 

Die kleinste Fraßspur an Baumfrüchten wie Haselnuss, Eichel, Fichtenzapfen hinterlässt auch das kleinste Tier – ein Rüsselkäfer. Dieser winzige Käfer mit dem lustigen Rüssel hat sich auf eine bestimmte Pflanzenart spezialisiert, z.B. der Haselnussbohrer auf den Haselstrauch. Der ca. 6 mm große Krabbler besitzt einen charakteristischen Rüssel und bohrt junge, noch weiche Baumfrüchte an, in die er ein Ei legt. In der Baumfrucht entwickelt sich dann die Käferlarve, die dann ein Loch in die Schale bohrt, die Baumfrucht verlässt und im Boden überwintert. Zurück bleibt eine leere Nuss, z.B. eine Haselnussschale, mit einem winzig kleinen Loch. Eine sogenannte „taube Nuss“, d.h. eine hohle Schale, da das Innere die Käferlarve aufgefressen hat. 

 

Eichhörnchen haben eine ganz besondere Technik, um z.B. eine Nussschale zu knacken. Sie klemmen die Nuss zwischen die oberen und unteren Schneidezähne und spalten wie ein Nussknacker die Nussschale in zwei Hälften. Man sieht daher an der Nuss eher Bruchkanten als Nagespuren. 

 

Mäuse wie Waldmaus, Haselmaus, Weißhalsmaus oder Rötelmaus hingegen knabbern mit ihren kleinen Beißerchen ein Loch in die Nusswand – zurück bleiben deutliche Nagespuren der Zähnchen. 

 

Fraßspuren an Fichten- oder Kiefernzapfen 

 

Bei Fichten- oder Kiefernzapfen sind auch ganz besondere Samenliebhaber am Werk, die sich mit unterschiedlichen Tricks die Mühe machen, an die kleinen Samenkörnchen zwischen den Zapfenschuppen zu gelangen: 

 

Ein Eichhörnchen beginnt immer an der Basis des Fichtenzapfens und hält den Zapfen mit der Spitze nach unten in seinen Händchen. Es packt mit den Zähnen eine einzelne Zapfenschuppe und beißt diese ab. Zurück bleibt ein etwas fransig aussehender Zapfenstummel, an dem deutlich die Abbissspur an der Schuppenbasis zu erkennen ist. An so einem Freßplatz des Eichhörnchens liegen meist viele angeknabberte Fichtenzapfen herum, denn es braucht schon einige Portionen, bis so ein Eichhörnchen satt ist. 

Die Waldmaus ist auch scharf auf die kleinen Baumsamen. Dazu nagt es die Schuppen vom Zapfen fein säuberlich ab, um an die Samen dazwischen zu kommen. Zurück bleibt ein glatt abgenagter Zapfenstummel. 

Manchmal findet man auch Fichtenzapfen mit glatten und ausgefransten Nagespuren - dann hat ein Eichhörnchen am Zapfen begonnen – hat den Zapfen vielleicht vom Baum geholt und wurde beim Mahl gestört - und eine Maus hat den Rest gemampft. 

Wie kommen nun Vögel an den Baumsamen ran – so ganz ohne Zähne oder Hände? 

Der Buntspecht, der z.B. einen herabgefallenen Fichtenzapfen „knacken“ will, hackt mit seinem Schnabel die Zapfenschuppen beiseite oder auseinander, um an den Samen dazwischen zu kommen. Zurück bleibt ein ziemlich „zerrupft“ aussehender Fichtenzapfen.  

Möchte ein Specht lieber hoch oben am sicheren Stamm sein Mahl verzehren, hat er auch einen Trick: Er klemmt den Zapfen in eine Astgabel oder ein eigens dafür gezimmertes Baumloch, da er ja keine Hände oder Füße frei hat, um den Zapfen am Stamm zu halten. Diese Klemme am Baum nennt man „Spechtschmiede“. Dort eingeklemmt, lässt sich der Fichtenzapfen bequem und sicher mit dem Schnabel bearbeiten. 

 

Der pfiffigste Spezialist ist wohl der Fichtenkreuzschnabel, der sich neben Insekten hauptsächlich von Fichtensamen ernährt. Er hat ein Spezialwerkzeug, einen gekreuzten, spitz gebogenen Schnabel, mit dem er wie mit einer Spezialpinzette die Fichtenschuppen aufschlitzen kann und die Baumsamen darunter herauspfriemeln kann. Erkennbar an längs geschlitzten Zapfenschuppen. 

 

Darüber hinaus findet man v.a. im Winter auch Fraßspuren an Bäumen, sogenannte Verbiss-Spuren. Gerade in strengen Wintern, wenn Schnee liegt und das Futter Knapp oder am gefrorenen Boden schlecht erreichbar ist, knabbern Kaninchen, Rehe, Rotwild auch Baumrinde oder fressen die Jungen Triebe von Bäumchen. In dieser harten Zeit der Auslese werden auch kranke und schwache Tiere leichter Opfer von Fressfeinden, so dass du ab und zu auch einen Tierkadaver als Rest eines Mahls, eine „Fraßspur“ im wörtlichen Sinne entdecken kannst.