Kuckuckstag

Der 15. April gilt als der Kuckuckstag. Meist um diesen Tag herum trifft der Kuckuck pünktlich wieder bei uns ein, nach seiner langen Reise (4000 bis 6000 km) aus Afrika. 

Um den Kuckuck als Boten des Frühlings ranken sich im Volksglauben allerlei wilde Überlieferungen und Bauernregeln. Auch im volkstümlichen Liedgut hat sich diese Vogelart nachhaltig niedergeschlagen. „Kuckuck, Kuckuck, rufts aus dem Wald…“ oder „Auf einem Baum ein Kuuckuck saß…“ sind bis in die heutige Zeit allseits beliebt und bekannte Lieder, bei Jung und Alt. Und zahlreiche Literaturgrößen wie Goethe oder bedeutende Komponisten wie Mozart widmeten sich dem Thema Kuckuck. 

 

Auch einige Wildkräuter sind nach dem etwas „speziellerem“ Vogel benannt. Der Waldsauerklee (Oxalis acetosella), der Mitte April grünt und gedeiht, vielerorts auch schon blüht, wird auch „Kuckuckskraut“ genannt. Ebenso als „Kuckuckskraut“ bezeichnet werden der Sauerampfer (Rumex acetosa) oder der Hohle Lerchensporn (Corydalis cava), den man nicht nur „Kuckucksstiefelchen“ nennt, sondern auch noch „Kikeriki“ (violette Blüte) oder „Hahn und Henne“ (weißblühend). 


Im Tierreich begegnet uns der sogenannte „Kuckucksspeichel“, manchmal auch „Hexenspucke“ genannt, ein schaumig aussehendes Gebilde an krautigen und holzigen Pflanzen, bereits ab dem Frühjahr – beispielsweise am Wiesenschaumkraut - zu entdecken. Dieser hat allerdings nicht wirklich etwas mit dem Kuckuck zu tun. Es handelt sich vielmehr um die schützende Behausung der grünen Larve der Wiesenschaumzikade (Philaenus spumarius). Die Larven scheiden dieses „spuckeähnliche“ Verdauungsprodukt aus und bauen sich damit ein Schaumhäuschen, um sich vor hungrigen Fressfeinden zu verbergen, aber auch um sich unter idealen Bedingungen bezüglich Feuchtigkeit und Temperatur weiterentwickeln zu können.  

Im Volksglauben wird jedoch überliefert, dass sich die Zikaden unter den Flügeln des Kuckucks verstecken, um ihn mit ihrem Speichel zu Tode zu quälen. Dies sei die gerechte Strafe dafür, dass er seine artfremden Geschwister aus dem Nest geworfen und damit getötet habe. 

 

Die außergewöhnliche Lebensweise des Kuckucks gab den Menschen über Jahrhunderte Rätsel auf und inspirierte ihre Fantasie. So manifestierten sich zahlreiche Sprichwörter und Redensarten, aber auch abergläubische Weisheiten in deren Alltag. Aber auch als Glücks- und Sorgenbote wird er gehandelt. Mit „Hol`s der Kuckuck“ muss er gar wegen seiner herzlosen und rücksichtslosen Brutpflegegewohnheiten durchaus als Synonym für den Teufel herhalten. Und als Meister der Sparsamkeit vermittelt er vorseherisch: wer am 15. kein Geld in der Hosentasche hat, dem droht der Pleitegeier das restliche Jahr über. Von Gerichtsvollziehern werden pfändbare Gegenstände umgangssprachlich mit dem „Kuckuckssiegel“ gekennzeichnet. Seherische Fähigkeiten werden ihm aber auch mit „Weiß der Kuckuck“ zugesprochen, denn er soll unsere ausstehende Lebensdauer prophezeien können, über die Anzahl der Rufe, die am 15. von ihm gezählt werden. „Jemandem ein Kuckucksei ins Nest legen“ besagt, jemandem heimlich etwas unterzuschieben. Dahinter verbergen sich aber natürlich nicht nur bösartig, andere ausnutzende Eigenschaften, sondern auch ein stückweit stille Bewunderung und ein klein bisschen Neid für diese hedonistische Lebensweise, mit der Konzentration auf das flatterhaft Schöne im Leben, ohne lästige Verpflichtungen. Wohl am treffendsten in diesem Zusammenhang möchte man im „unentschlossenen“ April den Winter endgültig „zum Kuckuck schicken“. Und am meisten offene Freude bereitet wirklich jedem das Aussprechen seines Namens als lautmalerisches Begleiten eines der wunderschönsten und ersten, aber auch ausdauerndsten Spiele jedes Kleinkindes. 

Übrigens rankt sich auch ein tierischer „Sternschnuppen-Aberglaube“ um den ersten Kuckucksruf, der von uns vernommen wird, weswegen man dringend einen Wunsch bereit halten sollte für den Fall der Fälle, am 15. April 😉