Konsum und Müll und Wildkräuter: Färben mit Naturmaterialien - mit Caroline Hosmann

Im Herbst, wenn ich Bilanz über meine gefärbten Garne und Stoffe ziehe, fühle ich mich ein bisschen wie Frederick. Kennt Ihr die Maus, die das ganze Jahr über Farben sammelt, um sie dann in der kalten Jahreszeit mit den anderen zu teilen?

Das Färben mit Naturmaterialien ist eine uralte Methode, weiße oder naturfarbene Textilien aufzufrischen. Auch um etwaige Flecken zu verbergen hat sich diese Tradition bewährt.

Das Tolle ist, dass man für den Anfang keine große Ausstattung kaufen muss, sondern sowohl Werkzeuge als auch Färbematerialien meist im Haushalt oder der Küche findet. Tee, Zwiebelschalen oder Avocadokerne zum Beispiel sind Zutaten, die sich jederzeit zum Ausprobieren anbieten. Auch ein alter Topf, ein Sieb und ein paar Kochlöffel lassen sich sicherlich leicht finden. (Die Färbeutensilien sollte man später allerdings nicht mehr zum Kochen verwenden und umgekehrt.)

Wenn man erst mal Spaß an der Färberei gefunden hat, eröffnet sich ein weites Spektrum an Möglichkeiten, mit Textilien kreativ zu sein. Ich selbst färbe hauptsächlich Naturwolle und habe mir ganz viel einfach selbst angeeignet und durch viele Versuche herausgefunden. Es gibt unglaublich viel Wissenswertes rund um das Thema Färben mit Pflanzen beziehungsweise Naturmaterialien und mittlerweile auch tolle Bücher, die am Ende des Artikels aufgelistet sind.

 

Die Ergebnisse solcher Färbeprojekte sind immer wieder eine Überraschung und laden zum Experimentieren ein. Wichtig sind Neugierde und Ergebnisoffenheit, denn nicht immer wird das Endergebnis ganz genau so, wie geplant.


 

Hier nur einige Beispiele, die sich gut zum Ausprobieren und Experimentieren eignen:

Johanniskraut – warmes leuchtendes Gelb

Birkenblätter – frisches, sonniges Gelb

Brennnesselblätter – helles, grünliches Gelb

Zwiebelschalen – diverse Gelbtöne

Goldrute – kräftiges Gelb

(Schwarze) Stockrose – Blau- und Grüntöne

Walnuss – Brauntöne

Erlenzapfen – warme Brauntöne

Schwarztee – Rot- bis Brauntöne

Avocadokerne- und Schalen – Rosatöne

 

Natürlich mit vielen Nuancen und immer wieder mit Überraschungen!

Das kommt daher, dass bei der Färberei so viele Faktoren mitspielen:

  • Zeit
  • Wasserhärte
  • ph-Wert
  • Wassertemperatur
  • Beschaffenheit von Färbegut
  • Färbematerial (Textilien)

(Alle Zutaten und Rohstoffe sollten in jedem Fall ungiftig und schadstofffrei sein!)

 

Man kann sowohl Rohmaterial (Stoffe, Garne, Vlies) als auch fertige Kleidungsstücke aus Naturfasern färben. Diesbezüglich ist es gut zu wissen, dass tierische (Protein-) Fasern – wie Wolle und Seide – Naturfarben leichter annehmen als pflanzliche (Cellulose-) Faser – wie zum Beispiel Baumwolle oder Leinen. Deshalb können vor allem Letztere bei Bedarf vorbehandelt werden. Dazu bieten sich verschiedene Arten des „Vorbeizen“ an, mit denen man auch Variationen in der Färbung erhalten kann. Die einfachste und unbedenklichste Methode, die ich kenne, ist ein 24-Stunden-Bad in Sojamilch. Ansonsten beize ich mit wenig Alaun oder verzichte gänzlich darauf.

Im Vordergrund steht für mich, mit Liebe und Respekt für Menschen, Tiere und Umwelt zu färben. Ich verwende, wenn möglich Regenwasser (außerdem anderer ph-Wert!) und gieße wiederum mit dem übriggebliebene Färbesud unseren Garten. Ich freue mich, wenn meine Garne mit ebensolcher Wertschätzung weiterverarbeitet werden!

 

Buchempfehlungen mit vielen Anleitungen und Inspirationen:

• wild gefärbt von Abigail Booth, Haupt Verlag

• Botanical Colours at your Fingertips, Rebecca Desnos – sie färbt vegan

• natürlich färben von Jackie Cross, Haupt Verlag

• the modern natural dyer von Kristine Vejar

Anleitung zum Färben mit Naturmaterialien
Färben mit Naturfarben.pdf
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